Die Namen der Räume der Evangelische Jugendburg Hohensolms

Marstall - 3. Etage

Johannes Calvin, 1509 - 1564

Französischer und Schweizer Reformator der zweiten Generation

Calvin stammte aus Nordfrankreich. Der hochbegabte junge Jurist und Humanist stand am Beginn einer Gelehrtenlaufbahn, als er 1533 in Paris mit Anhängern der Lehre Luthers in Berührung kam. Durch ein Bekehrungserlebnis wurde aus dem Reform-Humanisten ein Prediger des Evangeliums und Bibelausleger, dem es darum ging, die Kirche nach Gottes Wort zu reformieren und neu aufzubauen. Noch 1533 musste Calvin als "Ketzer" Paris verlassen, bald darauf auch sein Heimatland Frankreich. Er lebte fortan in der Schweiz. Ab 1536 war er mit einer Unterbrechung bis zu seinem Lebensende in Genf tätig.

Calvin ist der große Reformator der zweiten Generation. Er hat Luther stets als den ihm überlegenen Bahnbrecher anerkannt und sich selbst als seinen Schüler verstanden. Nach Luthers Tod und in der beginnenden Gegenreformation wurde er zum führenden Sachwalter der Reformation.

Mit seiner intensiven Schriftauslegung hat er eigene und neue Akzente des evangelischen Glaubens entdeckt. Gesetz und Evangelium sind für ihn keine Gegensätze, sondern gehören zusammen. Das Gesetz ist an sich eine Wohltat, Lebenshilfe, die Gott seinem Volk gegeben hat. Nur dem gefallenen Menschen gegenüber wird es zum "Zuchtmeister auf Christus". Calvin betont den Zusammenhang zwischen Altem und Neuem Bund, zwischen der Erwählung der Juden und der Christen.

Calvins Wirken galt nicht nur der Stadt Genf sondern den Gemeinden in Frankreich, in West- und Südosteuropa. Die evangelischen Gemeinden, die in den Ländern außerhalb Deutschlands entstanden und oft Verfolgungen zu durchstehen hatten, wurden durch ihn geprägt.

Calvin war auf die Einheit der biblischen Verkündigung und die Wahrung der Gemeinschaft unter den evangelischen Gemeinden bedacht. Leider scheiterten seine Versuche, einen gesamtprotestantischen Konsens zu finden, an der Abwehr lutherischer orthodoxer Theologen. Erst unserer Zeit war es vorbehalten, die innerevangelische Ökumene, die schon Calvin vorschwebte, zu verwirklichen.

Calvin hatte vor seinem Sterben angeordnet, dass auf seinem Grab kein Stein aufgestellt werden solle. Als einige Monate nach seinem Tod Anhänger, die ihn verehrten, nach Genf kamen und die Begräbnisstätte besuchen wollten, konnten sie diese unter den vielen neuen Grabhügeln des Friedhofs nicht mehr auffinden.

Otto Kammer