Mathilda Wrede war die Tochter des Gouverneurs von Wasa in Finnland. Schon als Kind erlebte sie mit, wie Insassen des Gefängnisses im Hofe ihres Vaters zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden, einige von ihnen in Ketten. Als junge Frau kam sie mit solchen Gefangenen ins Gespräch und wurde eingeladen: "Sie sollten zu uns herauskommen, mit uns reden. Wir hätten es wohl nötig."
Nach ersten Besuchen in Wasa erhielt die Zwanzigjährige bald die Erlaubnis, alle Gefängnisse und Strafanstalten Finnlands zu besuchen. Ihre natürliche Selbstsicherheit, Taktgefühl und ein lebhafter Sinn für Humor verbanden sich mit ihrem klaren Glauben und der glühenden Bereitschaft, sich für Menschen an einem finsteren Ort einzusetzen. Später begleitete sie auch Verurteilte auf dem Transport nach Sibirien. Mit der Fürsorge und Seelsorge an den Insassen der Strafanstalten oder Straflager war der Einsatz für Entlassene verbunden: Hilfe zu einem normalen, tätigen Leben.
Ab 1913 wurde ihr die Tätigkeit in den Strafanstalten nicht mehr erlaubt. Aber sie blieb weiterhin Beraterin der Entlassenen und der Angehörigen von Gefangenen.
Mathilda Wrede hatte internationale Kontakte und war in internationalen Verbänden und Gremien beteiligt. Was sie persönlich aus eigenem Antrieb tat, manchmal belächelt als Schwärmerin oder Utopistin, hat Anstöße zur Gründung von Organisationen zur Gefangenenfürsorge gegeben. Sie hat dazu beigetragen, dass die Behandlung der Gefangenen sich seitdem in vielen Ländern geändert hat.
Otto Kammer
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