80 Jahre plus eins - Die Jugendburg und ihr Heimatort Hohemsolms

Jahrestreffen des Hohensolmser Freundeskreis vom 23. - 25.9.2005

Achtzig plus eins: Das achtzigjährige Jubiläum der seit 1924 bestehenden Jugendburg wäre eigentlich 2004 fällig gewesen. Es wurde um ein Jahr verschoben. Aber davon soll weiter unten berichtet werden.

Die Erinnerung an die gemeinsamen Hohensolmser Tage wird "gefärbt" durch das herrliche Frühherbst-Wetter - Sonne, morgens beim Aufstehen der Blick über das Nebelmeer im Tal. Hohensolms zeigte sich von seiner besten Seite.

Wieder wurde das Jahrestreffen bestritten vom "harten Kern". Es sind durchweg die Ruheständler, Rentner, Senioren. Die haben Zeit, haben aber auch großen Gewinn vom jährlichen Wochenende auf der Burg. Und sie tun es stellvertretend für alle Vereinsmitglieder, halten zugleich damit den Platz frei, damit später die Mitglieder der folgenden Generation nachrücken können.

21 Personen stehen auf der Anwesenheitsliste der Mitgliederversammlung. Verbunden war das Treffen am Freitag Nachmittag, vor seiner Eröffnung mit dem Geburtstagskaffee von Susanne Selzer geb. Kammer (70), die mit ihrem Mann und ihren Geschwistern zum "harten Kern" gehört. Das passte dann auch gut zum Jubiläum.

Wir "Marstall-Leute" aßen im Speisesaal, zusammen mit den vier Gruppen, die gleichzeitig im Schloss untergebracht waren. Das war akustisch manchmal anstrengend, aber damit tauchten wir auch wirklich ein in das "Leben" auf der Jugendburg.

Gespräch mit Peter Stenger zur Situation der Jugendburg

Am Freitag Abend war zu nächst das Gespräch mit Peter Stenger, dem Heimleiter über die aktuellen "Lage" und Entwicklung auf der Burg. Dabei ging es diesmal unter anderem um die personellen Veränderungen, die neue Mitarbeiterin für den Empfang und die Verabschiedung der Gastgruppen und die Pläne für eine gemeinsame Ansprechpartnerin der drei gesamtkirchlichen Häuser bei der Kirchenverwaltung. - Stenger deutete auch an, dass bei den Anmeldungen ein Trend zu mehr Erwachsenengruppen beobachtet werden könne.

Zum Morgenlob am Samstag waren wir wieder im kleinen Kreis oben in der Kapelle versammelt. Da bleibt die Frage, ob die Absprache mit anderen Gruppen im Haus zur gemeinsamen Morgenandacht nicht sinnvoll wäre.

Die Doppelgesichtigkeit des Fortschritts

Am Samstag Vormittag dann später die biblische Studie, diesmal über die Entstehung eines Staates Israel unter Saul - und vor allem David. Die Bildung des Staates mit der Hauptstadt Jerusalem ist ein einschneidendes Ereignis. Die Organisation einer Staatsverwaltung mit Beamten, eines stehenden, geübten Heeres mit "militärischer Schlagkraft", all dies sind Kennzeichen des sozialen "Fortschritts", wichtig auch für die Entwicklung einer eigenständigen Kultur. Aber das hat zugleich auch seine Kehrseite: Neue Abhängigkeiten, das stärkere "soziale Gefälle" zwischen der neuen Oberschicht und den einfachen Leuten. Die Ambivalenz, Doppelgesichtigkeit des "Fortschritts" war unser Thema, und da erwies sich die alte biblische Geschichte als überaus aktuell - bis hin zum Problem einer modernisierten und gut organisierten Jugendburg, in der es aber künftig auch um den "guten Geist" gehen wird.

Achtzig plus eins

Schwerpunkt am sonnigen Samstag war aber nun der Jubiläumsnachmittag in der Regenbogenhalle. Da kamen die neu ausgebauten Räume, neben dem Saal auch der Vorbau, das Foyer, die Treppe, richtig zur Geltung. Gefeiert wurde diesmal gemeinsam mit dem Dorf. Die Hohensolmser Landfrauen hatten für Kaffee und Kuchen gesorgt, und es gab Gelegenheit zu Gesprächen an den Tischen.

Zur Begrüßung ergriff neben Gerd Schenk, dem Vorsitzenden des Freundeskreises, Edgar Rücker aus Hohensolms das Wort. Er sprach in Vertretung des verreisten Bürgermeisters Armin Frink (Erda). Aktuelles Beispiel für die Verbindung zwischen Dorf und Jugendburg ist die neuerliche Möglichkeit, die Kapelle der Burg für Hochzeiten vor dem Standesamt Hohenahr zu benutzen.

Erstes Hauptprogramm war ein Rückblick auf die Geschichte der Burg, zu dem Dieter Eichhorn eine neue Bilderschau zusammengestellt hatte. Eichhorn projizierte die Bilder an die große Leinwand, während die gebetenen Sprecher (Kammer, Kopp, Klein, zum Teil auch Eichhorn selbst) sie mündlich erläuterten.

Eingeteilt waren die 80+1 Jahre in vier Epochen:

  • Die frühe Zeit (1924-1933),
  • die "böse" Zeit (1933-1945),
  • die neue Zeit (1945-1990) und
  • die neuste Zeit (1990 bis heute).

Am Ende meldete sich zum "heute" auch noch Peter Stenger zu Wort, so dass der Ausflug in die Vergangenheit sehr direkt in der Gegenwart endete: für alle Beteiligten ein interessanter und spannender Gang durch die Zeit. Als zweites Hör- und Seh-Erlebnis schloss sich das Konzert des Gospelchors XANG aus Wiesbaden an: Auf hohem Niveau mit ganz verschiedenen musikalischen Elementen, mit dem Wechsel zwischen Solisten und Chorgruppen und einem mitreißenden Schwung. Eine Stunde "Gospel pur" - höchst eindrucksvoll!

Und doch hinterließ das Singen ausschließlich in englischer Sprache bei mir offene Fragen. Der "Evangeliums-Gospel-Funke" wollte nicht recht überspringen" weil das Sprach-Verstehen blockiert war. Da hat das Gospel-Singen "pur" wohl seine Grenze, und ich habe mich gleichzeitig an die z. T. sehr gelungenen und eindrucksvollen deutschen Gospelkompositionen erinnert, die ich in den letzten Jahren gehört habe. Gehört ihnen nicht doch die Zukunft?

Jedenfalls: Der Jubiläumsnachmittag in Hohensolms am 24. September war gelungen und hat bleibende Eindrücke hinterlassen.

Gottesdienst - Mitgliederversammlung - Abschiedsmahl

Nun ist noch vom "Ausklang" am Sonntag zu berichten. Dazu gehörte der Gottesdienst in der Kirche mit Hans Hoßbach und seiner Predigt über den "Reichen Jüngling" und das 1. Gebot, dazu dem Organisten, der die Orgel, das Schmuckstück im Blickfeld der Gemeinde, so gekonnt und wuchtig (zu wuchtig?) zur Geltung brachte.

Bei der anschließenden Mitgliederversammlung teilte der Vorsitzende mit, dass der Mitgliederstand des Vereins mit 115 unverändert ist. Am 31. August, dem Stichtag, hatte die Vereinskasse ein Guthaben von 24.000,60 Euro.

Die Mitgliederversammlung bat darum, dass beim Kassenbericht jeweils die Einnahmen und Ausgaben des Berichtsjahres genannt werden. Der "ordentliche" Abschluss, der dann jeweils auch dem Rechnungsprüfungsamt vorgelegt wird, erfolgt in der Regel nur alle zwei Jahre (lt. Satzung nur alle drei Jahre nötig).

Das neue Faltblatt des Freundeskreises, von Dieter Eichhorn gestaltet, wurde vorgestellt, auch das sehr schöne und aufwendige Hohensolmser "Bilderbuch", das er mit den modernen "digitalen Werkzeugen" zusammengestellt hat.

Vor allem nahm sich die Mitgliederversammlung Zeit, um noch zwei neue "Bildreihen-Produkte" anzusehen. Da war einmal die Dokumentation des Jubiläums der Tor-Weg-Wohnung vom Juni, eine Folge von stehenden Bildern, die in ihrer Folge aber fast der Wirkung eines Films mit "bewegten Bildern" nahe kamen.

Stefan Buch zeigte schließlich die neu gestalteten und sehr reichhaltigen Internet-Seiten, mit denen sich der Freundeskreis jetzt der Computer-Öffentlichkeit präsentiert. Die Mitgliederversammlung dankte ihm für diese sehr aufwendige und eindrucksvolle Arbeit. Stefan Buch hat sich auch bereit erklärt, die Internetseiten weiter zu entwickeln, zu ergänzen und jeweils zu aktualisieren.

Wie auch in den vergangenen Jahren: Das Mittagessen am Sonntag war zugleich Abschiedsmahl - nach Tagen, von denen bereichert wir die Heimreise antraten.

Otto Kammer