"Jugendburg Hohensolms: Früher und Heute"

Jahrestreffen des Hohensolmser Freundeskreis vom 26. - 28.9.2008

Ein Rückblick von Otto Kammer

Die ca. 120 Mitglieder des Vereins leben verstreut an verschiedenen Orten. Sie haben oft kaum Verbindung untereinander. Die Beiträge, vor allem die Spenden kommen der Jugendburg Hohensolms zugute. Viel mehr kann in einem Förderverein nicht passieren. Fördervereine aber sind nach "der Zeit der vollen Kassen" an vielen Stellen wichtig. Manche sind jetzt neu gegründet worden. Der alte -und auch weitgehend überalterte- Hohensolmser Freundeskreis wird in der Zukunft nötiger sein denn je. Deshalb ist es gut, dass es einen "harten Kern" gibt, der sich einmal im Jahr auf der Jugendburg trifft, sieht und hört, wie es dort weitergeht und den anderen Mitgliedern berichtet. Einen solchen Bericht will ich hier aufschreiben.

Dabei muss ich aber betonen, dass die gemeinsamen Zeit in Hohensolms für die Beteiligten selbst ein Gewinn war. Es lohnt, zum alljährlichen Treffen zu kommen. Seit einiger Zeit hat sich das September-Wochenende eingespielt. Es knüpft an die "Burg-Gedenktage" an, die es seit dem Einweihungsfest im September 1924 immer wieder gab.

Freitag Abend

Bei der Vorstellungsrunde waren wir schnell fertig, denn 5 Leute die sich angemeldet hatten, hatten wieder absagen müssen. So war der "harte Kern" spürbar geschrumpft. Unsere neue Vorsitzende, Monika Rudiger musste gleich das erste Treffen unter ihrer Leitung mit solchen Schwierigkeiten beginnen. Immerhin waren doch zwölf Gesprächspartner für die Verantwortlichen der Jugendburg beieinander. Heimleiter Peter Stenger hatte schon in den vergangenen Jahren von den Bemühungen der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau um eine gemeinsame Verwaltung und Stärkung der kirchlichen Tagungshäuser berichtet. Diesmal war Frau Annette Frenz, die seit einigen Jahren die "Geschäftsführung Tagungshäuser" bei der Kirchenverwaltung besorgt, gekommen. Sie gab einen Oberblick über ihre Tätigkeit.

Die Tagungshäuser der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau

Insgesamt gibt es sieben gesamtkirchliche Häuser für Tagungen, meist mit besonderen Institutionen verbunden. Die vier kleineren sind Herborn (Predigerseminar), Friedberg (Zentrum für Seelsorge und Beratung), Schönberg (Religionspädagogisches Studienzentrum) und Frankfurt-Praunheim (Zentrum Ökumene). Die jeweiligen Häuser werden auch sonstigen Gruppen und Benutzern angeboten. Die "gute Auslastung" gehört zum Ziel einer möglichst rentablen Führung der Häuser. Sie sollen dabei in der Lage sein, auch Rücklagen für die Bauunterhaltung, zu bilden.

Schwerpunkt sind aber die drei großen Häuser. Dazu gehört das Martin-Niemöller-Haus in Arnoldshain mit der Evangelischen Akademie und den Pastoralkollegs. Daneben gibt es die beiden zentralen Jugendbildungsstätten Kloster Höchst und Burg Hohensolms. Frau Frenz zeigte hier auch Zahlen, die sie gesammelt hat. 2009/ 2010 wird sie der Kirchensynode berichten. Diese berät und entscheidet, wie es mit den kirchlichen Tagungshäusern weitergehen soll.

Peter Stenger erwähnte bei den Plänen für 2009 ein "Mittelalter-Wochenende", das Anfang August stattfinden soll. - Als ich jetzt noch einmal nachfragte, bestätigte er mir, dass die Pläne weiter verfolgt werden, und dass "der Betrieb zur Zeit normal läuft". Neu ist die Beteiligung der Jugendburg am Verein Bundesforum Kinder- und Jugendreisen". Dort soll es auch Bewertungen der einzelnen Häuser geben. Hohensolms hofft natürlich auf viele Sterne.

Kapelle mit Weitblick

Samstagfrüh: Ein weiter Weg vom Marstallhaus zur Kapelle, ganz oben in der Burg! Aber es war seinerzeit ein "Geniestreich", das frühere "Schwarze Gemach" zur Burgkapelle zu machen. Ein Raum mit weitem Blick. Um diesen weiten Blick geht es ja, wenn wir singen, beten, auf die Worte der Schrift hören, diesmal mit Sabine Naggatz aus Groß Umstadt. Sie ist eine "Neuentdeckung" und trug eine sehr schöne Besinnung zur Heilung des Gelähmten bei, dazu knapp und inhaltsreich formulierte Gebete.

Der Gott des Friedens und seine Kinder und Boten.

Das soll hier die Überschrift zur biblischen Besinnung sein, die auf dem Programm des Samstag Vormittag stand. Im ersten Teil durchstreifte Hans Günter Ermel die Bibel mit ihrer Botschaft vom Schalom, der zugleich Gottes Gabe und Aufgabe für uns Menschen ist. Es kann aber ein Missverständnis sein, dass bei den Christen immer Harmonie herrschen müsse. Es kann zum Schalom gehören, dass auch um die Wahrheit gestritten werden muss, aber immer zugleich mit dem Respekt für den "Anderen". Es lohnt, die Bibel und ihre vielen Bilder zum verheißenen und aufgetragenen Frieden in den Blick zu nehmen.

Als Ergänzung und Weiterführung zum biblischen Teil habe ich dann selbst versucht, die Friedensdenkschrift der EKD vom Oktober 2007 und das Gutachten der Institute für Friedensforschung vom Juli 2008 vorzustellen. "Aus Gottes Frieden leben, für gerechten Frieden sorgen" heißt der Titel der Denkschrift. Das ist ein Hinweis auf den Zusammenhang zwischen Gerechtigkeit und Frieden in der Bibel, aber für unsere Zeit wichtig: Friede kann da nicht wachsen, wo der Unterschied zwischen Reichen und Armen, Starken und Schwachen zunimmt.

Die Friedensdenkschrift spricht von dem Ziel, dass das "Recht des Stärkeren durch die Stärke des Rechts" ersetzt wird. Die Vereinten Nationen, die dies versuchen, müssten dabei gestärkt werden. Dass finanziell für die Tätigkeit der UN nur 1,9 Milliarden zur Verfügung stehen, während etwa 1.000 Milliarden für Rüstung ausgegeben werden, ist ein Zeichen, dass hier noch allerlei zu ändern ist. Auch das Friedensgutachten schlägt wegen der hohen weltweiten Rüstung Alarm. Zugleich macht es deutlich, dass wir hier in Europa auf einer "Insel des Friedens" leben. Umso größer ist gerade die Aufgabe der Europäer, sich für Frieden, Ausgleich und Stärkung des gegenseitigen Vertrauens zwischen allen Völkern der Erde einzusetzen. Christen wissen dabei: Es lohnt, es ist unser Auftrag, weil wir zugleich auf das Reich Gottes, auf das Reich Seines Friedens hoffen.

Begegnung der Alten mit den Jungen

An unserem Wochenende war das gesamte Schloss mit einer großen Konfirmandenfreizeit aus dem Odenwald belegt. Es war Monika Rudigers Idee, Konfirmanden in unsere Runde einzuladen und dabei das Thema"früher" und "heute" mit einer Begegnung zwischen Alt und Jung zu verbinden. Das stand unter der Leitung von Pfr. i. R. Ulrich Britz aus Frankfurt, den wir als Gast dabei hatten. Diese Begegnung war spannend und interessant.. Wir hatten zwei Konfirmandinnen zusammen mit dem Dekanatsjugendreferenten und einem Odenwälder Pfarrer zu Besuch.

Besuch bei den Leuten der Tor WegWohnung

Ulrich Britz ist durch die Spiel- und Theaterarbeit seit Jahren mit der Tor-Weg-Wohnung verbunden. Weil Dieter Eichhorn, der ja über das Altwerden referieren wollte, ausfiel, organisierte Britz eine Führung durch die Tor-Weg-Wohnung. Dort waren viele Leute und "großer Betrieb", weil für das gleiche Wochenende der "Putz- und Flicktag" und die Mitgliederversammlung des Vereins TWW angesagt waren.

Zur Führung gehörte ein Gang durch den Dachboden des Roten Rinderstalls. Den hatten wir früher schon einmal mit dem inzwischen verstorbenen Fritz Rohrer unternommen und damals einen Eindruck von seinen vielfältigen Ideen bekommen. Ulrich Britz konnte uns die Bereiche des Raumes mit ihrer Geschichte noch einmal neu erklären und erschließen.

Gedächtnis der Burg: unser Archiv

Am Samstag Abend kam wieder Astrid Graipner-Bernhardt in unseren Kreis und berichtete über ihre Tätigkeit im Archiv. Es bleibt weiter so geregelt, dass das neu eingerichtete Archiv in der Burg Angelegenheit des Freundeskreises ist, wir also über sein Schicksal und seinen Gebrauch im Bilde sein wollen. Es bleibt ein Glücksfall, dass Frau Graipner-Bernhardt in Hohensolms die Pflege des Archivs übernommen hat. Im November 2007 konnte sie an einem mehrtägigen Kurs über Archivwesen in Marburg teilnehmen. Sie selbst aber ist interessiert und neugierig, und sie versucht, das, was im "Gedächtnis" der gesammelten Dokumente festgehalten ist, zu entdecken. Davon berichtete sie, und der Samstag Abend war für alle interessant und ein Gewinn.

Mit der Hohensolmser Gemeinde

Sonntag früh: Nach dem Frühstück gingen wir zunächst zum Gottesdienst in die Hohensolmser Kirche, die ja direkt neben der Burg liegt. Pfarrer Hans Hoßbach, selbst mit weiteren Angehörigen des Presbyteriums Mitglied des Freundeskreise, hatte diesmal den Textabschnitt aus dem 2. Mosebuch, in welchem Mose selbst für sein Volk bittet und eintritt. Es ist gut, dass wir gerade diesen Anstoß von dem Hohensolmser Gottesdienst mitnehmen konnten, denn das Eintreten für andere ist ein wichtiger Teil des Christseins und signalisiert etwas von den Aufgaben, die wir als Freundes- und Förderkreis wahrnehmen sollten.

Bericht, Pläne und Aufgaben

Zum Jahrestreffen gehört die Mitgliederversammlung, die auch in diesem Jahr das Wochenend-Treffen abschloss. Beteiligt waren nur zehn Mitglieder und zwei Gäste. Nach der Satzung muss eine ordentliche Mitgliederversammlung nur alle drei Jahre stattfinden. Dennoch ist es gut, wenn Jahr für Jahr Gelegenheit ist, über den Verein und seine Tätigkeit nachzudenken.

Die Mitgliederversammlung begann mit der Gedenkminute für die Verstorbenen und den Grüßen von denen, die gerne gekommen waren, sich aber entschuldigen mussten. Frau Rudiger erwähnte in ihrem Vorstandsbericht die Ereignisse und Aktivitäten des vergangenen Jahres, den Stand bei der Synode, die Verabschiedung von Gerd Schenk in den Ruhestand, die Altarbibel für die Burg, die neuen Stühle in der Kapelle usw. Der Verein hatte zur Jahreswende ein Guthaben von 5.876,70 auf dem Girokonto, dazu ca. 6.000 Euro auf dem Festgeldkonto. Eine genauer Kassenbericht ist für 2009 vorgesehen.

Neu wurden in den Berat gewählt: Sabine Naggatz aus Groß-Umstadt und Hubert Heck aus Erlensee als Vertreter der Torweg-Wohnung anstelle des verstorbenen Fritz Rohrer. Dem Beirat gehören weiter an: Stefan Buch, Dieter Eichhorn, Ulrich Genähr, Hans Günter Ermel, Roland Röhner und Adolf Spieß.

Weitere Besprechungspunkte waren die dringend nötige Mitgliederwerbung: der Freundeskreis braucht weiter eine spürbare Verjüngung. Wo sind die Leute, denen das weitere Wohlergehen der Jugendburg am Herzen liegt? Nötige Planungen für 2009 wurden ins Auge gefasst: Eine Besprechung des Beirats, die Ende April in Darmstadt stattfinden soll. Vielleicht kann das Mittelalter-Wochenende Anfang August mit einem Tag der Offenen Tür verbunden werden. Da ist auch der Freundeskreis gefragt. Frau Rudiger hat auch die Idee einer Kunstausstellung, für die Termin und Einzelheiten noch auszumachen wären. Außerdem gibt es weiter Pläne für einen Computer-Kurs, zu dem Senioren eingeladen werden. Für das nächste Freundeskreistreffen mit Mitgliederversammlung wurden inzwischen die Tage vom 18. bis 20. September 2009 vorgemerkt.